BDBI: Künftig fragliche Existenz

Während der Jahrestagung des Bundes Deutscher Buchbinder in Hamburg im April 2023 wurde über den Fortbestand des Handwerks diskutiert.

Einen fachlich würdigen Rahmen bildete das zweitägige BDBI-Jahrestreffen zeitgleich zu den „Hardcover Days“ der Schmedt GmbH & Co. KG im Südosten Hamburgs. Dabei stellte der Maschinenhersteller und Fachgroßhändler auch die neuen Versionen der Mehrstationen-Buchpresse „PräForm Pro“ und des Buchkantendruckers „PräziEdge“ in den Fokus. Parallel wurden zwei (langfristig vorher ausgebuchte) Workshops für Buchbinder-Auszubildende zu den Themen „Kapitalstechen“ und „Leporellobuch“ unter der Leitung von Marcus Janssens und Elisabeth Zelck initiiert. Großes Interesse bei den Gästen des Events fanden die für Handwerkskompetenz verliehenen Preise und Awards: Somit wurden beim internationalen Bucheinband-Wettbewerb, dessen Ergebnisse in einer temporären Ausstellung zu sehen waren, junge Auszubildende mit Auszeichnungen und Sachpreisen geehrt. Darüber hinaus erhielten die Buchbindereien Bubu (Mönchaltorf/CH), Obermeier (Rottenburg a.d.L.) und Christian Fuchs (Saalfelden/A) für besondere Buchprojekte den vom BDBI, von Schmedt und bindereport ausgelobten „Hardcover Award“ dieses Jahres.

Während der BDBI-Jahrestagung wurde lebhaft und strittig über praktische Maßnahmen zugunsten des Fortbestandes des Buchbinderberufs diskutiert. Nicht genug damit, dass derzeit eine neue Version der Buchbinder-Ausbildungsverordnung entsteht, künftig die Anzahl der infrage kommenden Berufsschulen reduziert werden dürfte und eine Ausbildung im betrieblichen Verbund als eine Alternative geprüft werden kann: Ausschlag gebend ist für die Mehrheit der BDBI-Mitglieder ein erneuertes Erscheinungsbild des Fachverbandes, das deutliches Interesse in der breiten Öffentlichkeit weckt und potenzielle neue Arbeitskräfte überzeugt. Mittels eines Konzeptes gelte es z.B., speziell in den Social Media mit prägnanten Fotos, kurzen Videos und Texten junge Leute für die Ausbildung zu werben.

Schon eingangs der Jahrestagung stellte BDBI-Vorstandsvorsitzender Maik Beckmann eine wichtige Frage: „Ist das Verbandsprinzip heute noch zeitgemäß?“ Eventuell würde nicht nur der Fachverband, sondern das Berufsbild selbst, wenn es keine schlüssigen Aktivitäten gebe, in wenigen Jahren nicht mehr existieren. Zwar sprach sich die Mehrheit der anwesenden Mitglieder dafür aus, dass der Fachverband Pionier für den Fortbestand dieses Handwerks bleiben solle. Dennoch war umstritten, inwieweit Interessierte außerhalb der Mitgliedschaft von den BDBI-Leistungen profitieren dürften, die doch die Mitglieder bezahlen. Denn die Mitgliederzahlen gehen seit Jahren zurück, nennenswerte Verbandszugänge gibt es kaum. Einige Mitglieder rieten, genaue Kriterien wie z.B. rabattierte Leistungen festzulegen, sodass der Fachverband als auch Interessierte jeweils klare Vorteile sehen.

Frank Baier

https://www.bdbi.org

„Hardcover Days“ in Hamburg: Fachlich konzentrierte Unternehmergespräche und inspirierende Maschinenvorführungen gab es bei der Open house von Schmedt. Foto: Frank Baier
„Hardcover Days“ in Hamburg: Fachlich konzentrierte Unternehmergespräche und inspirierende Maschinenvorführungen gab es bei der Open house von Schmedt. Foto: Frank Baier