Buchkünstlerisch Besonderes kürt jedes Jahr die Stiftung Buchkunst. Gelten diese 24 „Schönsten deutschen Bücher“ als Ausnahmetitel?
Sicher gilt bei jedem Buchprojekt, bevor es heute auf den Markt kommt, der Grundsatz, dass gestalterische Ausführung und Ausstattung sowie technische Veredelung und Verarbeitung eine Einheit bilden sollen. Bezüglich der von den Jurys prämierten Büchern gelte das Prinzip, „dass die gesamte Harmonie von Inhalt, Gestaltung und Herstellung ‚Hand in Hand‘ geht“, weiß Carolin Blöink, Marketing- und PR-Expertin bei der Stiftung Buchkunst. Sämtliche Details bei den erscheinenden Werken würden von den Verlagen berücksichtigt; z.B. Optik und Haptik von Cover und Papier, Kapitalband- und Lesezeichenband-Farbe, Schrifthierarchie und Bildaufteilung nebst Seitenlayout, Druckqualität und Veredelung. Demnach werde die „Emotionalität der Leserschaft auf verschiedenen Wegen angesteuert“, erklärt Blöink.
Mitunter könnten selbst passionierte Buchfans den Eindruck gewinnen, dass es sich bei den „Schönsten“ teilweise um eigens für den Wettbewerb geschaffene Bücher, teilweise gar um Experimente von Gestaltern und Herstellern handelt: offengelegte, sichtbare Fadenheftungen, mehrseitige und ausklappbare Schutzumschläge, banderolierte Loseblatt-Sammlungen. Die Stiftung Buchkunst legt da Widerspruch ein. Potenziell müssten keine Unterschiede zwischen den prämierten „Schönsten“ und den Büchern im Handel bestehen. Insbesondere die prämierten Titel könnten im Handel auf sämtlichen Ebenen begeistern, „und bei ihnen geht es nicht um möglichst ‚viel‘ Experiment oder Ausstattung, sondern um angemessene Vermittlung des Inhalts an eine Zielgruppe“, erläutert die Expertin.
Gewöhnlich würden alleine Designdetails wie Farbgebung, Schriftwahl oder Satzspiegel die Gesamtwirkung des Werks beeinflussen. Gleichwohl lassen sich betreffs Veredelung, Verarbeitung und Konfektionierung typische Beispiele benennen: Demnach beweisen Young-Adult-Bücher mit viel Glamour und Glitter auf dem Cover die große Freude der Zielgruppe an Opulenz. Die Direktbedruckung von Hardcover-Bucheinbänden stellt eine neue und sehr attraktive Möglichkeit bei der Gestaltung dar. Der Buchfarbschnitt ist bei Belletristik kein seltenes Element mehr, lädt in der Leserschaft aber auch zum Sammeln solcher Bücher ein. Bücher mit Layflat-Merkmal sind am Beispiel von Kochbüchern, Bildbänden und Fotobüchern oder Notenheften oftmals ein „must-to-have“. Einzelseiten oder Einzelbogen wie publizierte Liebesbriefe werden nicht klassisch gebunden, sondern einfach banderoliert. Bauchbinden um Bücher enthalten meistens Verlagswerbung, aber nicht selten nützliche weiterführende Information. Insgesamt sind die „Schönsten deutschen Bücher“ keine Ausnahmen im Markt, sondern repräsentieren einen interessanten Querschnitt.
Frank Baier
https://www.stiftung-buchkunst.de
