Veranstalter von Messen, Open houses und ähnlichen Events sind meistens an Publicity durch Fachmedien interessiert. Deswegen versuchen sie heute in zunehmendem Maße, insbesondere diverse Online-Medienkanäle zu bespielen. Einige Wochen vor dem Event in Luzern (CH) machte die Hunkeler AG als Veranstalter die Fachmedien darauf aufmerksam, eigene Presseberichte auf den Online-Medienkanälen während der „Innovationdays“ zu publizieren. „Wir stellen exklusiv unseren eingeladenen Journalistinnen und Journalisten die HID-Plattformen zur Verfügung, um die eigenen Artikel zu veröffentlichen.“ Offenbar sind die von den journalistisch aktiven Fachmedien der Druckindustrie erarbeiteten vielfältigen Inhalte begehrt. Womöglich ein Kompliment?
Bekanntlich ist es doch ein Tatbestand: Sofern von Unternehmen wie Hunkeler kostenfreie Inhalte eingeworben werden, müssen die Nutzenden der Online-Plattformen damit rechnen, dass es sich bei den dort publizierten Presseberichten fast nur um PR-Beiträge handelt; werblich gesteuerte Public Relations von Firmen ausschließlich im Sinne derer Produkte und Services. Hierfür von den Firmen bezahlte Journalistinnen und Journalisten freuen sich sicher darüber. Jedoch wer möchte denn vorwiegend Werbe- und PR-Texte lesen, die sich ohnehin auf der Homepage des jeweiligen Anbieters finden? Eigentlich wird doch eher Fundiertes gewünscht: sorgfältig recherchierte, fachspezifisch analysierende und qualitativ aufbereitete Beiträge, die über die klassische Unternehmens-, Produkt- und Service-PR hinausgehen, neue Impressionen und Perspektiven unterbreiten.
Derartige Beiträge sind nicht kostenlos; irgendjemand muss sie eben bezahlen. Sofern Unternehmen wie Hunkeler glauben, kostenfreie Artikel mit entsprechendem Nutzwert von Journalistinnen und Journalisten zu bekommen, setzen sie außerdem ein falsches Signal. Manche Nutzenden von Webportalen mögen eventuell meinen, redaktionelle Tätigkeit oder Journalismus überhaupt würde nichts kosten. Dass das nicht stimmt, ist doch wohl ganz klar. Interessierten werden die einschlägigen Fachmedien gern passende Angebote offerieren.
Frank Baier