Zusehends mehr Aufträge in deutlich kleinen Auflagen stellen selbst renommierte Buchhersteller wie die Druckerei C. H. Beck vor einige Probleme.
Das besondere Papier-Handling der Digitaldruck-Erzeugnisse verursacht in verschiedenen Prozessen der Weiterverarbeitung einige Probleme. Darüber sprach Sebastian Birzele (37), seit dem Jahr 2018 Bereichsleiter Buchbinderei bei der bayerischen Druckerei C. H. Beck, beim Fogra-Symposium „Digitaldruck trifft Offset“ im Frühjahr 2025 in einem äußerst anwenderorientiert gestalteten Vortrag. Die Druckerei stellt juristische und wissenschaftliche Fachpublikationen, aber auch Editionen der Belletristik, aus Religion sowie Industrie als Hardcover oder Softcover im meist dreistelligen Auflagenbereich sowie in umfangreichen Seitenvolumen mit bis zu acht Zentimeter Blockdicke her.
„Meistens sind es 300er und 400er Auflagen“, erklärt Sebastian Birzele, der einst an der Hochschule der Medien in Stuttgart studierte, B.Sc. Print-Media Management bzw. M.Sc. Print & Publishing ist und schon seit dem Jahr 2012 den Digitaldruck vor Ort mit aufbaute. „Qualitative Weiterverarbeitung und hohe Haltbarkeit der Hardcover und Softcover wird bei Verkaufspreisen von teils 300 Euro pro Exemplar von den Kunden natürlich gefordert.“
Besonders im Digitaldruck hergestellte Aufträge bereiten in der Weiterverarbeitung einige Sorgen: Messer im Dreiseitenschneider werden schneller stumpf (doch mit Offsetdruck-Produkten nicht); Inline-Klebungen von Vorsätzen oder ein Falzeinbrennen bei Hardcover-Büchern sind oft unmöglich; Kaschierfolien zeigen oftmals eine sehr schlechte Haftung auf Digitaldrucken; Blattdicken-Schwankungen im Offsetdruck erzeugen unterschiedlich dicke Buchblocks. Gemäß Sebastian Birzeles Aussagen, handelt es sich um ein „kritisches, massives Problem“. Dennoch würden sich die Schwankungen im Offsetdruck von Signatur zu Signatur ausgleichen. Stattdessen würden Digitaldruck-Bücher z.B. von 1000 Blatt mit 58, 60 oder 62 mm eine unterschiedliche Blockdicke aufweisen. Demzufolge gehörten Quetschfalten am Buchblock bzw. „hohle“ Bücher am Klebebinder, Buchabstürze aus der Transportkette an der Einhängelinie, nicht passende Umschläge bzw. Buchdecken, hohe Zuschüsse für den Digitaldruck oder „zerrissene“ Bücher am Buchteiler zu den daraus resultierenden Problemen.
Letztendlich gelte es angesichts der Problematik, eigene Behelfslösungen zu finden und umzusetzen: eventuell die Blockdicke zu dokumentieren und fertige Bücher nach Volumen zu markieren. Anstelle solcher Behelfslösungen seien nach Aussagen des Bereichsleiters – wahrscheinlich in Kooperation mit dem Maschinenbau – Anpassungen erforderlich, um kontinuierlich wirtschaftlich produzieren zu können. Zudem ist die Auswahl an Maschinen für die Weiterverarbeitung gerade im dreistelligen Auflagenbereich sehr schmal, bedauert Sebastian Birzele: „Momentan gibt es zwischen dem ‚Book of One‘ und Auflagen bis 1000 leider kaum etwas Passendes bei den Lieferanten.“
Frank Baier
https://becksche.de
