Auch der Stellenwert der Weiterverarbeitung stand beim Fogra-Symposium „Digitaldruck trifft Offset“ im Mai 2025 in München auf dem Plan.
Nahezu 80 Fachleute aus der Print-Dienstleistung und der Zulieferindustrie Deutschlands diskutierten über Variable Data Printing und Direct-Mailing-Trends, „Künstliche Intelligenz“, Automatisierung und Vernetzung, Nachhaltigkeit und verwandte Themen. Offenbar eine Punktlandung für das Forschungsinstitut für Medientechnologien aus Bayern: Wertvoll für den praxisorientierten Wissenstransfer waren besonders aus der Sicht der Print-, Label- und Packaging-Industrie, des Status-quo in Technologie und Maschinenbau sowie der Forschung und Entwicklung detaillierte und tiefgründige Einblicke.
Ferner widmeten sich einige Referenten auch der Weiterverarbeitung. Sebastian Birzele, Bereichsleiter Buchbinderei bei der Druckerei C. H. Beck (Nördlingen), erläuterte in seinem Vortrag „Kleine Auflagen, große Probleme?“ typische Herausforderungen der Buchbinderei im Digitaldruck-Zeitalter. Vorrangig werden in der Druckerei juristische, wissenschaftliche Publikationen als Hardcover oder Softcover im meist dreistelligen Auflagenbereich sowie in umfangreichen Seitenvolumen mit bis zu acht Zentimeter Buchdicke produziert. Meistens bereitet die Weiterverarbeitung Probleme: Messer im Dreiseitenschneider werden schneller stumpf; Inline-Klebungen von Vorsätzen oder ein Falzeinbrennen bei Hardcover-Büchern sind oft unmöglich, Kaschierfolien weisen eine sehr schlechte Haftung auf; Blattdicken-Schwankungen erzeugen unterschiedlich dicke Buchblocks. Anstelle eigens geschaffener Behelfslösungen seien nach Birzeles Aussagen daher – eventuell in Kooperation mit dem Maschinenbau – Anpassungen erforderlich, um kontinuierlich wirtschaftlich produzieren zu können.
Während der Anteil des Offsetdrucks im Markt (ungefähr 79 Prozent) weiterhin schrumpft, stagniert der Toner-Digitaldruck bei etwa drei Prozent und steigt der Anteil des Inkjet-Digitaldrucks (ungefähr 11 Prozent). Aktuell werden aus über der Hälfte der Digitaldrucke meist in Klebebindung produzierte Bücher. Ergebnisse aus dem Fogra-Forschungsbericht 71.015 („Bewertung der Klebebindefähigkeit von ungestrichenen Druckpapieren für den Highspeed-Inkjetdruck“) zeigten, dass der verwendete Klebstoff und das eingesetzte Papier eine hohe Relevanz auf die Qualität der Bücher beinhalten. Sämtliche Papierkenngrößen dienten als Grundlage für die Forschung. Sowohl bei der handwerklichen als auch der industriellen Klebebindung hat die Klebstoff-Schichtdicke keine nennenswerten Einflüsse. Jedoch macht es insgesamt grundsätzlich keinen Unterschied, ob die Klebebindung mit Offsetdruck- oder mit Inkjetdruck-Papieren ausgeführt wurde. Dieses Resümee gab Florian Hirschhalmer, Spezialist für Druck-Weiterverarbeitung und Projektwissenschaftler bei der Fogra, in einem eigenen Referat zu bedenken.
Frank Baier
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