Die Jahrestagung des Bundes Deutscher Buchbinder (BDBI) in Düsseldorf wartete mit einem besonders abwechslungsreichen Programm auf.
So war der Fachverband knapp zwei Tage bei der Handwerkskammer Düsseldorf zu Gast, die speziell die Organisation einer Ausstellung im Foyer maßgeblich unterstützte. Innerhalb der Ausstellung konnten Interessierte die Ergebnisse des aktuellen internationalen Bucheinband-Wettbewerbs, kunstvoll gefertigte Bücher von Mitgliedern der Vereinigung „Meister der Einbandkunst“ (MDE) sowie Bücher des jüngsten, demnächst „ruhenden“ Wettbewerbs „Hardcover Award“ bewundern. Interessante Impulse vermittelten bereits vor Beginn der Jahrestagung zwei exklusive Werkstattbesuche: in der Buchbinderei Mergemeier in Düsseldorf, die unter anderem auf individuelle, außergewöhnliche Sonderanfertigungen, Reparatur- und Restaurierungsarbeiten von Büchern und Grafiken orientiert ist, und in der Interimswerkstatt des Stadtarchivs Neuss, die auf Bestandserhaltung (Konservierung und Restaurierung) von historischem Schriftgut sowie auf thematische Workshops in BDBI-/MDE-Kooperation spezialisiert ist.
Neun Auszubildende nahmen an zwei Workshops („Kapitalstechen“; „Leporellobuch“) teil, initiiert und durchgeführt vom Leiter Bestandserhaltung des Stadtarchivs Neuss, Marcus Janssens, und der Inhaberin der Altstadt-Buchbinderei Augsburg, Elisabeth Zelck.
Auffallend großes Interesse in der Öffentlichkeit (mit rund 50 Personen im Publikum über den Fachverband hinaus) erzeugte eine Podiumsdiskussion über die Herausforderungen von jungen Frauen im Handwerk. Verglichen mit Beschäftigten im Angestelltenverhältnis in Unternehmen, werden weibliche Selbstständige bereits in der Schwangerschaft und während der Kleinkind-Betreuung, da eine Berufstätigkeit in diesem Zeitraum unmöglich ist, in Deutschland vom Staat nicht unterstützt. Demzufolge ist eine Betriebsgründung bzw. Betriebsübernahme geschweige denn ein Unternehmen wie z.B. eine Werkstatt zu führen ausgeschlossen; grundsätzlich verfügen Mütter über kein Einkommen, keinen Mutterschutz, sie sind also finanziell nicht abgesichert. Während der Podiumsdiskussion mit Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), Unternehmerinnen des Buchbinder-Handwerks und Vertreterinnen der Handwerkskammer Düsseldorf standen praktische Erfahrungen im Fokus, ebenfalls wurden Lösungsvorschläge vermittelt.
Frank Baier
