Eine Kabinettschau im Museum für Druckkunst, Leipzig, bringt Besuchern die Anfänge der Schriftherstellung in Ostasien und Europa nahe.
Schriftzeichen verwenden Menschen seit über 7000 Jahren – gedruckt werden sie aber erst seit wenigen Jahrhunderten. Hierbei beschleunigte die Vervielfältigung von Texten weltweit die Verbreitung von Informationen und Wissen. Wiederum hatte Johannes Gutenberg mit dem überschaubaren lateinischen Alphabet ganz andere Voraussetzungen für die Erfindung des Buchdrucks als Bi Sheng in China mit einem mehrere tausend Zeichen umfassenden Schriftsystem.
Zahlreiche Exponate aus vier Leipziger Sammlungen zeigen in der Kabinettschau „Ton – Holz – Blei“ diverse Handwerks- und Kulturtechniken Europas und Ostasiens. Demnach hatte in Europa erst zur Mitte des 15. Jahrhunderts die bewegliche Letter eine Medienrevolution ausgelöst und die Herstellung von Drucksachen bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts dominiert. Johannes Gutenbergs Handgießgerät erlaubte erstmals eine präzise Serienproduktion und kann eine der ersten Ingenieursleistungen darstellen. Schon mehr als vier Jahrhunderte vor Gutenberg experimentierten Ostasiaten mit beweglichen Lettern aus Ton und später aus Holz und Metall. Jedoch durchgesetzt haben sich diese Lettern aufgrund des ganz anderen Schriftsystems nur bedingt. Schließlich blieb bis in das späte 19. Jahrhundert der aufwändige Holztafeldruck die bevorzugte Technik des für uns eher fernen Ostasien-Kontinents.
Ebenfalls zeigt ein Ausblick in das 19. und frühe 20. Jahrhundert, welche Bedeutung dem Drucken von chinesischen Zeichen hierzulande beigemessen wurde. Offizin Drugulin in Leipzig war eine der wichtigsten Druckereien für Fremdsprachen – und deren Expertise besonders im wissenschaftlichen Kontext war gefragt, was die Sinica-Bestände der Leipziger Universitätsbibliothek belegen. Die Ausstellung „Ton – Holz – Blei“ ist vom 20. Juni – 12. September 2021 geöffnet: montags bis freitags von 10 – 17 Uhr und sonntags von 11 – 17 Uhr. Darüber hinaus ist ein von allen vier Sammlungen erarbeiteter und von der Universitätsbibliothek Leipzig edierter Katalog „Buchkultur in China. Leipziger Spuren“ im Museumsshop erhältlich.