Einer der dienstältesten Experten der grafischen Branche starb am 6. Juli 2023 im Alter von 84 Jahren: Franz Josef („Frajo“) Landen aus Stuttgart, der auch oft „Mister Layflat“ genannt wurde. Das erfuhr „bindereport“ von Karin Landen, die mit ihm 55 Jahre verheiratet war. Franz Josef Landen, am 24. März 1939 geboren, begann seine berufliche Laufbahn in der 1957 von Hans Ribler gegründeten, zunächst auf Bürobedarf spezialisierten Firma Ribler in Stuttgart 1969 und wirkte dort 50 Jahre. Seither gab der Diplomchemiker dem Unternehmen mit der sukzessiven Geschäftsfeld-Erweiterung auf Sondermaschinenbau, Klebstoffe und Klebstoffauftragssysteme eine eigene Prägung. Landens weltweite Aktivitäten reichten bis in die USA, nach Japan und Thailand. Fortlaufend hat er die Klammerwirkung bei Softcover- und Hardcover-Büchern angeprangert und eigene Lösungen für die Layflat-Buchbindung geschaffen. Und er besann sich auf den seit Emil Lumbeck bekannten Kaltleim, konzipierte ihn zu einer Alternative weiter, wobei er zusammen mit dem BASF-Konzern das Hydrophobin als Aktivator für die Hydrophilierung der Zellulose patentieren ließ.
Seine mehrfach patentierten, weltweit geschätzten Forschungsergebnisse sind verbunden mit der Firma Ribler: erstmalige Verwendung von Aminosäure für die Buchbinderei (2007), Erfindung der Faserfreilegung (2009), Erfindung der Layflat-Klebebinde-Technologie auf Basis von Aminosäure (2011). Seither konnten der erfahrene Experte als auch das Unternehmen selbst mehrfach Umwelt(technik)preise entgegen nehmen. Zuletzt wurde er 2019 von der Handwerkskammer Region Baden-Württemberg als Sachverständiger für Klebebindungen bestellt und vereidigt. Binnen der letzten drei Jahre agierte er mit dem „Test Lab“ Stuttgart freischaffend weiter und konfrontierte mit der Idee der Einführung eines „Qualitätssiegels für Klebebindungen“ den Markt.
Franz Josef Landen galt in der grafischen Branche als ambitionierter, resoluter, gern nach Anerkennung strebender, aber ebenso streitbarer Experte, der Ideen und Innovationen im Bereich Druck-Weiterverarbeitung mit großer Empathie und Leidenschaft voran trieb. – Verlag und Chefredaktion des „bindereports“ übermitteln auf diesem Weg der Witwe Karin Landen aufrichtige Anteilnahme und tiefes Mitgefühl.
Frank Baier