Meisterhafte Frauenpower

Was macht eigentlich das Buchbinder-„Gesicht“ der Imagekampagne des deutschen Handwerks Frieda Härtel heute?

Soeben gab es ein Wiedersehen mit der sympathischen, heute 29-jährigen Frieda Härtel, die den renommierten Meisterkurs „Buchbinder-Meister für Europa“ an der Meisterschule in München absolviert hat. Aufgrund ihrer besonderen Leistungen durfte sie im Dezember 2021 bei einer Werkstattwoche mit Restaurator Marcus Janssens im Stadtarchiv Neuss ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten weiter schulen. Derartige Werkstattwochen mit renommierten Workshop-Leitern werden vom „Forum Archiv und Geschichte Neuss“ ausgelobt. Während eines von beiden Institutionen initiierten Online-„Werkstattgesprächs“ berichtete sie von ihrem Einstieg in das Berufsleben als Buchbinderin in den vergangenen Jahren.

Marketing für das Handwerk

Frieda Härtel, in Dresden geboren und in Herrnhut in der Oberlausitz aufgewachsen, fand nicht den für sie geeigneten Studiengang nach dem Abitur. Gerne wollte sie im zukünftigen Beruf mit unterschiedlichen Materialien arbeiten und gelangte auf der Suche danach zu Leder und Gewerbe, Papier und Karton. Alsbald wurde sie auf das Ausbildungsangebot der Universitäts-Buchbinderei Fritz Castagne in Kiel aufmerksam und hatte mit ihrer Bewerbung Erfolg. Wenige Monate vor Ausbildungsende durfte sie eine besondere Erfahrung machen – und als künftige Gesellin im Rahmen der Imagekampagne des deutschen Handwerks 2016 zugunsten der Berufsnachwuchs-Akquise unter dem Motto „Ich hab‘ was Besseres vor“ ihr Gesicht „leihen“. Damals hatte Frieda Härtel bereits beschlossen, „mindestens drei Jahre und einen Tag als freireisende Wandergesellin“ auf die Walz zu gehen, um den Arbeitsalltag in verschiedenen Werkstätten auf der Welt kennenlernen und praktische Erfahrungen im Handwerk gewinnen zu dürfen.

Die eigene Werkstatt als Ziel

Jetzt plant die Jung-Meisterin ihre Zukunft in der Selbstständigkeit in ihrer ursprünglichen Heimat Sachsen. Gemeinsam mit Anna Schöne, ebenfalls Jung-Meisterin im Buchbinder-Handwerk, wird sie im April/Juni 2022 eine eigene Werkstatt in Pirna aufbauen. Gemäß ihres Konzeptes wollen die beiden Einzel- und Sonderanfertigungen, Bildeinrahmungen sowie Workshops anbieten. – Offenbar spiegelt Frieda Härtel eine Generation wider, die unbeirrt und engagiert Berufspraxis sammelt, um Perfektion anzustreben und Qualifizierung und Weiterbildung als wichtigen Weg dorthin aufnimmt.

Frank Baier

Frieda Härtel 2022: Buchbinder-Meisterin vor dem Schritt in die berufliche Selbstständigkeit. Foto: Marcus Janssens
Frieda Härtel 2022: Buchbinder-Meisterin vor dem Schritt in die berufliche Selbstständigkeit. Foto: Marcus Janssens